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intumeszierender Dichtstoff

Die Rolle von intumeszierenden Dichtstoffen im passiven Brandschutz

Brandschutz ist einer der wichtigsten rechtlichen und ethischen Grundpfeiler der modernen Gebäudeplanung. In Gebäuden mit hoher Personenfrequenz – wie Wohnanlagen, Büros, Krankenhäusern und öffentlichen Einrichtungen – reichen aktive Brandbekämpfungssysteme (Sprinkler, Detektoren, Alarme) allein nicht aus, um die Ausbreitung von Bränden zu verhindern. Zusätzlich sind passive Systeme erforderlich, die die physikalische Ausbreitung von Feuer begrenzen. An vorderster Stelle dieser passiven Maßnahmen stehen intumeszierende Dichtstoffe, auch als quellende feuerfeste Mastike bekannt.

 

Was ist ein intumeszierender Dichtstoff?

Ein intumeszierender Dichtstoff ist ein spezielles Brandschutzmaterial, das bei hohen Temperaturen chemisch reagiert und sich ausdehnt. Dadurch werden Fugen, Dehnungsfugen und Hohlräume in Bauelementen abgedichtet, um das Eindringen von Flammen und Rauch zu verhindern. Im Gegensatz zu herkömmlichen Silikon- oder Acryldichtstoffen beginnt ein intumeszierender Dichtstoff bei Temperaturen von etwa 150–250 °C zu quellen, vergrößert sein Volumen um das 30- bis 40-fache und bildet eine kohlenstoffbasierte Isolierschicht mit niedriger Dichte. Diese Schicht verhindert den Wärmetransport und verzögert die physikalische Ausbreitung des Feuers. Diese Eigenschaften machen intumeszierende Dichtstoffe zu einem der wirksamsten Produkte im Bereich des passiven Brandschutzes.

 

Wie funktioniert es?

Bei einem Brand aktiviert die steigende Temperatur die quellenden Wirkstoffe im Dichtstoff. Diese Chemikalien lassen das Produkt aufquellen und bilden eine luftdichte, kohlenstoffbasierte Isolierschicht (Char-Schicht). Diese Schicht ist nicht brennbar, leitet keine Flammen weiter und reduziert auch die Rauchdurchlässigkeit erheblich. Dadurch wird die Ausbreitung des Feuers verlangsamt, die Übertragung auf angrenzende Bereiche verzögert und wertvolle Zeit für den Einsatz der Feuerwehr gewonnen. Außerdem bleiben Fluchtwege länger nutzbar und sicher.

 

Anwendungsbereiche

Intumeszierende Dichtstoffe werden vor allem an strukturellen Verbindungsstellen und Durchführungen eingesetzt. Typische Einsatzbereiche sind:

• Abdichtung der Randfugen von Brandschutztüren

• Fensteranschlüsse, um eine Ausbreitung des Feuers nach außen zu verhindern

• Durchführungen von Kunststoffrohren durch Wände (teilweise anstelle von Rohrmanschetten)

• Kabeldurchführungen und Kabeltrassen

• Boden-Wand-Fugen, Dehnungs- und Bewegungsfugen

• Brandabschnittswände, um die Ausbreitung des Feuers zwischen Stockwerken oder Zonen zu verhindern

Bei fachgerechter Anwendung bieten diese Produkte eine Feuerwiderstandsdauer von 60 bis 240 Minuten.

 

Internationale Normen

Brandschutzprodukte müssen strengen internationalen Prüf- und Zertifizierungsverfahren unterliegen. Zu den wichtigsten Normen gehören:

• EN 13501-2 (Europa): Klassifiziert das Brandverhalten von A (nicht brennbar) bis F. Zusätzlich werden Rauchentwicklung (s1–s3) und brennende Tropfen (d0–d2) bewertet.

• ASTM E814 / UL 1479 (USA): Prüft die Feuerübertragung, Integrität und Isolierleistung.

• ISO 834: Bewertet den Feuerwiderstand anhand standardisierter Zeit-Temperatur-Kurven.

 

Diese Prüfungen gewährleisten die wissenschaftliche Bewertung und die rechtliche Zulassung der Produkte im realen Einsatz.

 

Führende Hersteller

Sowohl in der Türkei als auch weltweit produzieren zahlreiche Unternehmen intumeszierende Dichtstoffe. Zu den bekanntesten zählen: Hilti, Promat, Rockwool, 3M Fire Protection, Bostik, Tremco Illbruck und Sika. Ihre Produkte bieten je nach Anwendung und Untergrund unterschiedliche Feuerwiderstandsklassen (z. B. EI60, EI90, EI120).

 

Fazit

Intumeszierende Dichtstoffe sind ein zentraler Bestandteil des passiven Brandschutzes. Sie blockieren die Ausbreitung von Feuer an kritischen, oft übersehenen Stellen – wie Kabeldurchführungen, Fugen, Rohrdurchlässen und Tür- oder Fensterrahmen. Durch die richtige Produktauswahl, fachgerechte Anwendung und Einhaltung internationaler Normen schützen sie nicht nur Gebäude, sondern auch Menschenleben. Denn: Passiver Brandschutz ist zwar unsichtbar – doch im Ernstfall lebensrettend.